Selektion in Führungspositionen und Wahrnehmung von Ungleichheit: Welche Rolle spielt konsistentes Verhalten?

Projektbeschreibung

Ziele und zentrale Forschungsfragen:

Wir erforschen, wie sich aufgrund der Prozesse, mittels derer Führungspersonen ausgewählt werden, ungleiche Karriereaussichten ergeben können. Das Ziel ist, die Ursprünge von Ungleichheit in der Gesellschaft besser zu verstehen. Da es sehr schwierig ist, diese Auswahlprozesse in der realen Welt zu beobachten, wissen wir in der Forschung bisher nur sehr wenig über die Strategien und Charakteristika von Menschen in Führungspositionen. Unser Ziel ist daher eine umfassende Analyse der Auswahl von Führungspersonen sowie der gesellschaftlichen Wahrnehmung der daraus resultierenden Ungleichheiten.

In einem ersten Schritt konzentrieren wir uns auf konsistentes Verhalten als Auswahlkriterium. Da diejenigen, die Auswahlentscheidungen treffen, über die Eignung von Kandidatinnen und Kandidaten häufig nur sehr wenig wissen, hat konsistentes Verhalten den Vorteil, dass es ein leicht anzuwendendes und scheinbar harmloses Auswahlkriterium ist: wer konsistent dieselbe Entscheidung trifft, weiß augenscheinlich von Anfang an, dass dies die bestmögliche Wahl ist. Die meisten Menschen nehmen Konsistenz denn auch positiv wahr, was zudem mit der Einschätzung von Wirtschafts- und Politikexperten übereinstimmt, die Konsistenz als wichtigen Aspekt erfolgreicher Führung beschreiben.

Hintergrund:

Ungleichheit in westlichen Gesellschaften ist maßgeblich durch große Unterschiede im Arbeitsmarkterfolg bedingt, der von Individuum zu Individuum stark variiert. Das Erlangen einer Führungsposition ist ein Weg in die kleine Gruppe von Menschen mit hohem Einkommen. Nur wenige schaffen es jedoch in Führungspositionen und gehören zu den Profiteuren einer sehr schiefen Einkommensverteilung. Zu den statistischen Merkmalen dieser erfolgreichen Akteure gehören scheinbar bedeutungslose Faktoren, wie etwa der soziale Hintergrund oder gar das Geschlecht.

Man könnte argumentieren, dass die resultierenden Ungleichheiten als gerecht wahrgenommen werden könnten, wenn die Auswahl von Führungspersonen auf Unterschieden in der Befähigung beruht. Indikatoren für Befähigung wie Bildungsabschluss oder Berufserfahrung scheinen generell akzeptiert zu werden. Die resultierenden Ungleichheiten dürften jedoch anders wahrgenommen werden, wenn strategische Verhaltensweisen oder persönliche Eigenschaften, die mit der Befähigung nicht zusammenhängen, darüber entscheiden, wer in Führungspositionen gelangt. Informationen über die Auslöser der Ungleichheit könnten die Wahrnehmungen der Menschen beeinflussen, was wiederum deren Präferenzen verändern und damit politisches Handeln auslösen könnte.

Methoden:

  • Laborexperimente
  • Online-Experimente
  • Bevölkerungs-repräsentative Umfragen
  • Befragung von Führungspersonen

Disziplinen:

Wirtschaftswissenschaften, Management, Psychologie

Startdatum:

1. September 2020

Literatur

Vorarbeiten

Bauer, D., & Wolff, I. (2018). Biases in Beliefs: Experimental Evidence. TWI Research Paper 109.

Bruttel, L., & Fischbacher, U. (2013). Taking the initiative. What characterizes leaders?. European Economic Review, 64, 147-168.

Fehr, E., & Fischbacher, U. (2003). The nature of human altruism. Nature, 425(6960), 785-791.

Fehrler, S., Fischbacher, U., & Schneider, M. T. (forthcoming). Honesty and Self-Selection into Cheap Talk. Economic Journal.

Fischbacher, U., & Föllmi-Heusi, F. (2013). Lies in disguise—an experimental study on cheating. Journal of the European Economic Association, 11(3), 525-547.