Klimabedingte Ungleichheiten in den Staaten des Globalen Südens: von Wahrnehmungen zu Protest
Projektbeschreibung
Ziele und zentrale Forschungsfrage
Häufigere und schwerwiegendere Extremwetterereignisse (z. B. Stürme, Überschwemmungen, Erdrutsche) sowie graduelle Umweltveränderungen (z. B. Dürren, Versalzung) gehören zu den bedrohlichsten Folgen des Klimawandels. Diese verursachen, insbesondere in den Staaten des Globalen Südens, oftmals immense Zerstörung und machen bestimmte Lebensweisen unmöglich. Die ausgeprägten sozioökonomischen und politischen Ungleichheiten, die in den meisten entwicklungsschwachen Ländern bereits bestehen, werden durch solche klimabedingten Wetterereignisse oft noch verstärkt. Dies spiegelt sowohl die globalen als auch die nationalen Ungleichheiten, die mit dem Klimawandel assoziiert sind, wider. Werden Missstände und Unzufriedenheit in Folge zu groß, können sie zum Auftreten von politischen Protesten führen. Dieses Projekt befasst sich daher mit der übergreifenden Forschungsfrage: Warum und unter welchen Umständen lösen klimabedinge Umweltveränderungen Proteste aus? Das Projekt besteht aus drei verschiedenen, jedoch miteinander verknüpften Teilen, die unterschiedliche Mechanismen auf der Makro-, Mikro- und Mesoebene der Analyse reflektieren.
Hintergrund
Die Ursachen und Folgen des Klimawandels sind untrennbar mit wirtschaftlichen, politischen und sozialen Ungleichheiten verbunden. Während es bereits viele Erkenntnisse zu den Ursachen des Klimawandels gibt, ist unser Wissen über die sozialen und politischen Folgen vergleichsweise begrenzt. Das trifft vor allem auf die Staaten des Globalen Südens zu, also die Regionen, in denen klimabedingte Umweltschäden am spürbarsten sind. Durch die Kombination einer soziologischen und einer politikwissenschaftlichen Perspektive stärkt das Projekt die Forschung im Cluster in mindestens dreierlei Hinsicht, indem es 1) die Forschung darüber intensiviert, wie Wahrnehmungen in Partizipation umgewandelt werden, 2) vergleichende Forschung in Ländern des Globalen Südens durchführt und 3) den thematischen Rahmen von sozialer Ungleichheit auf das sehr relevante und hochaktuelle Thema Klimawandel ausweitet.
Methoden
- Expertenbefragungen
- Bevölkerungsbefragungen in Peru und Südafrika
- Umfrage bei (inter-)nationalen Nichtregierungsorganisationen
- Umfrage-Experimente
- Automatisierte und menschliche Kodierung von Protestereignissen
- Vergleichende large-n Studie zur Protestbeteiligung
Beteiligte Fachrichtungen
Soziologie, Politikwissenschaft
Literatur
Koubi, V., Nguyen, Q., Spilker, G., & Böhmelt, T. (2021). Environmental migrants and social-movement participation. Journal of Peace Research, 58
(1), 18–32. doi.org/10.1177/0022343320972153
Spilker, G., Nguyen, Q., Koubi, V., & Böhmelt, T. (2020). Attitudes of urban residents towards environmental migration in Kenya and Vietnam. Nature climate change, 10(7), 622-627.
Aktiv seit
Juni 2022