Vertrauen in den Sozialstaat

Einführung

In diesem Modul sammeln wir Informationen über individuelle Wahrnehmungen der Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems während der Corona-Pandemie und über das Vertrauen der Bürger hinsichtlich der Frage, ob das System und seine Krisenreaktion gut vorbereitet sind. Das Modul untersucht des Weiteren, inwieweit Ungleichheiten im Zugang zu Leistungen des Gesundheitssystems durch die Pandemie ausgeglichen oder verstärkt werden. Schließlich befasst sich das Modul auch mit dem Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Vertrauen in Fürsorgesysteme einerseits und der individuellen Bereitschaft, eine Steigerung öffentlicher Ausgaben mitzutragen.

Modulbeschreibung

Vertrauen in die sozialstaatlichen Systeme, insbesondere das Gesundheitssystem, ist in Krisenzeiten eine wichtige Ressource. Solange die Bevölkerung darauf vertraut, dass das Gesundheitssystem effektiv und fair auf die Coronakrise reagiert, wird sie auch eher bereit sein, höhere Steuern oder Staatsverschuldung in Kauf zu nehmen, die zur Finanzierung der Pandemie-bedingten Kosten notwendig werden können. Das Modul "Vertrauen in den und Einstellungen zum Sozialstaat" stellt eine Reihe von Fragen, die Bürgervertrauen ins Gesundheitssystem ebenso messen wie allgemeiner das Vertrauen in politische Institutionen.

Erstens erhebt die Befragung die Meinung der Teilnehmenden über den Grad der Vorbereitung des deutschen Gesundheitssystems vor der Corona-Pandemie sowie ihre Einschätzung von dessen Effektivität, was die Reaktion auf die Krise angeht. Zweitens sollten die Befragten beantworten, ob das System fair und unparteiisch auf die Krise reagiert hat, ob also alle Bevölkerungsgruppen gleiche Gelegenheit hatten, benötigte Gesundheitsleistungen zu erhalten, und ob die Befragten erwarteten, diese im Fall einer Corona-Infektion auch selbst zu bekommen. Das Modul testet auch, ob die Befragten bereit wären, nach der Krise erhöhte öffentliche Gesundheitsausgaben mitzutragen. Dabei wurde in experimentellen Szenarios untersucht, welchen Stellenwert solche Ausgaben noch haben, wenn die Befragten mit fiskalischen Trade-Offs konfrontiert werden (Steuererhöhungen, Mittelstreichungen in anderen Bereichen des Sozialstaats, Erhöhung der Staatsverschuldung). Schließlich erlaubt das Modul uns auch zu analysieren, inwiefern allgemeines Vertrauen in politische Institutionen (Parlament, Regierung, die EU, aber auch beispielsweise die Wissenschaft oder die Medien) mit Vertrauen in das Gesundheitssystem zusammenhängt.

Resultate

Die Ergebnisse der Befragung finden sich zusammengefasst in einem Policy Paper, das der Cluster gemeinsam mit dem unabhängigen Berliner Think-Tank Das Progressive Zentrum herausgegeben hat:

Marius R. Busemeyer (2020):
"Heilmittel oder Zankapfel? Vertrauen in das Gesundheitssystem während der Corona-Krise". Policy Paper 04: COVID19 und soziale Ungleichheit – Thesen und Befunde. 15. September 2020.
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