Bedingungen Internationaler Solidarität (CONSOLI)

Projektbeschreibung

Ziele und zentrale Forschungsfrage

Was bringt Bürger*innen dazu, internationale Solidarität zu unterstützen? Um die Bedingungen für die Bejahung internationaler Solidarität besser zu verstehen, integriert CONSOLI drei Hauptkomponenten der Umverteilungskette:

  • Geber (Umverteilung von)
    Erstens: Was sind die Bedingungen der internationalen Solidarität auf der Ebene der Geber? Wie wird Unterstützung durch Gruppenidentitäten konstruiert und wie wirken sich Normen der Gruppenkonformität auf die Bereitschaft der Bürger aus, Hilfe zu unterstützen?
  • Empfänger (Umverteilung an)
    Zweitens: Wer verdient die internationale Solidarität? Wie wirken sich Bedürftigkeit, Kontrolle und Reziprozität in den Empfängerländern auf die Bereitschaft der Bürger aus, Solidarität zu unterstützen, und zwar sowohl aus einer rückwärts- als auch aus einer zukunftsgerichteten Perspektive?
  • Institutionen (Umverteilung durch)
    Drittens: Wie beeinflusst das institutionelle Gefüge zwischen Gebern und Empfängern die Unterstützung der Solidarität? Wirken sich starke internationale und europäische Institutionen auf das Vertrauen der Bürger in die internationale Solidarität aus, und wenn ja, wie?

Hintergrund

Nicht selten sind die Probleme, die zu wachsenden internationalen Ungleichheiten führen, grenzüberschreitend. Als Reaktion auf diese zunehmende Ungleichheit wurde der internationalen Solidarität in der öffentlichen und akademischen Debatte große Aufmerksamkeit zuteil. Da ihre Legitimität jedoch von öffentlicher Unterstützung abhängt, müssen internationale Verpflichtungen und nationale Demokratie miteinander in Einklang gebracht werden. CONSOLI unternimmt in unserem Verständnis der Bedingungen internationaler Solidarität den nächsten Schritt nach vorn, indem es ein verfeinertes konzeptionelles Modell entwickelt und testet, in dem die Verteilungskette in die Komponenten der Umverteilung von, nach und durch zerlegt wird, diese aber in einen einheitlichen Rahmen integriert bleiben.

Methoden

Im Rahmen des Projekts werden zwei eigenständige länderübergreifende Befragungen konzipiert und durchgeführt. Die erste Befragung wird unter 12.000 Personen in acht europäischen Ländern durchgeführt; die Stichprobenländer unterscheiden sich nach den Kriterien: EU-Nettoempfänger- und Nettozahlerstaaten, Wirtschaftsleistung und sozialstaatliche Systeme. Auf diese Weise erreichen wir ein Gleichgewicht zwischen den europäischen Staaten in Nord-Süd- und in Ost-West-Richtung, in denen möglicherweise unterschiedliche Ansichten über internationale Solidarität vorherrschen. Die zweite Befragung wird unter 7.500 Befragten in fünf Ländern durchgeführt und geht durch die Einbeziehung Japans und der USA über Europa hinaus. Diese beiden Umfragen beinhalten neuartige Survey-Experimente, um die Bedingungen der internationalen Solidarität auf der Ebene der Geber, der Empfänger sowie der institutionellen Strukturen zu bewerten, die die Unterstützung zwischen Gebern und Empfängern kanalisieren.

Beteiligte Fachrichtungen

Politikwissenschaft, Soziologie

Aktiv seit

Juni 2022

Literatur

Vorarbeiten

Baute, S., Meuleman, B., Abts, K., et al. (2018), Measuring attitudes towards social Europe: A multidimensional approach. Social Indicators Research, 137(1), 353–378.

Baute, S., & de Ruijter, A. (2021). EU health solidarity in times of crisis: Explaining public preferences towards EU risk pooling for medicines. Journal of European Public Policy. Doi: 10.1080/13501763.2021.1936129

Baute, S., & Meuleman, B. (2020). Public attitudes towards a European minimum income benefit: How (perceived) welfare state performance and expectations shape popular support. Journal of European Social Policy, 30(4), 404–420.

Baute, S., Nicoli, F., & Vandenbroucke, F. (2021). Conditional generosity and deservingness in public support for European unemployment risk sharing. Journal of Common Market Studies, 60(3), 721-740.

Koos, S., & Leuffen, D. (2020). Beds or bonds? Conditional solidarity in the coronavirus crisis. Policy Paper Nᵒ 01, Cluster of Excellence - The Politics of Inequality.