Featured Publication: Wie häufig wurden Sie benachteiligt? Zur Erklärung von Diskriminierungswahrnehmungen

Zusammenfassung

Im Rahmen einer Längsschnittanalyse des sozio-oekonomischen Panels gehen wir der Frage nach, wie sich Diskriminierungswahrnehmungen von Einwanderern und ihren Nachkommen im Laufe des Integrationsprozesses verändern. Insgesamt betrachtet fühlen sich Migrantinnen und Migranten, deren Integration weiter fortgeschritten ist, seltener aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt. Allerdings zeigen gruppenspezifische Analysen, dass in Deutschland geborene Türkeistämmige sich mit zunehmenden deutschen Sprachkenntnissen und zunehmender Identifikation mit Deutschland stärker diskriminiert fühlen. Für diese Gruppe finden wir Hinweise auf ein Integrationsparadox, das heißt für die These, dass gerade besonders weitgehend integrierte Migrantinnen und Migranten negativere Einstellungen zum Zielland aufweisen. Unsere Befunde sprechen dafür, dass diesem Sachverhalt vor allem attributionale Prozesse zugrunde liegen und dagegen, dass Individuen, deren Integration weiter fortgeschritten ist, Diskriminierungsprozessen besonders stark ausgesetzt sind. Gerade wenn diese Herkunftsgruppen angehören, die mit salienten „ethnic boundaries“ konfrontiert sind, verschwindet Diskriminierung mit zunehmender Integration nicht – und trifft gleichzeitig bei den Betroffenen auf ein wachsendes Bewusstsein für Diskriminierung und eine größere Sensitivität gegenüber dieser. Dies bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass wahrgenommene Diskriminierung losgelöst von der Realität wäre.

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