Service mit Akzent

Für seine Forschungen über die oft unfaire Beurteilung der Leistungen von Migranten in Serviceberufen erhält Organisationsforscher Prof. Dr. Florian Kunze den Preis für die beste internationale Forschungsarbeiten der Abteilung „Organizational Behavior“ der Academy of Management.

Die meisten Menschen glauben, in Sekunden Bescheid zu wissen, ob ihr Gegenüber „von hier“ ist oder nicht. Neben dem oft täuschenden Aussehen spielt die Sprache dabei die Hauptrolle, denn einen Akzent ganz abzulegen, fällt Nicht-Muttersprachlern meist sehr schwer. Gerade bei Beschäftigten in einem Serviceberuf wird ein Migrationshintergrund für die Kundschaft rasch offensichtlich. Selbst bei kurzen Interaktionen kann es dann zu Diskriminierung kommen.

Am Beispiel von Servicemitarbeitenden in einem großen Logistikkonzern untersuchten "The Politics of Inequality"-PI Prof. Dr. Florian Kunze und sein Kollege Dr. David Dwertmann von der amerikanischen Rutgers School of Business, wie die Kunden darauf reagieren, von Migranten beliefert zu werden. Sie verglichen dabei das Verhalten von Kundengruppen mit niedrigem und hohem Migrantenanteil: Wie ausgeprägt ist Diskriminierung von Servicemitarbeiterinnen und -mitarbeitern mit Migrationshintergrund in diesen unterschiedlichen Kundengruppen? Beschweren sich Kunden, die selbst einen Migrationshintergrund haben, mehr – oder weniger? Gibt es am Ende eine Art gemeinsame, nationenübergreifende „Migrantenidentität“? Diesen Fragen gingen Kunze und Dwertmann in einer Studie nach, in der sie demographische Daten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Bevölkerungsdaten sowie Kundenbeschwerden über mehr als 14.000 im Logistikbereich Beschäftigte analysierten.

Die Ergebnisse der noch unpublizierten Studie werden der Öffentlichkeit in Kürze zugänglich und wurden nun erstmals auf der 79. Jahrestagung der Academy of Management (AOM) in Boston, USA, präsentiert. Jährlich besuchen rund 7.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Organisations- und Managementforschung die Konferenz, um ihre Ergebnisse vorzustellen.Kunzes und Dwertmanns Studie erhielt dort in der Abteilung „Organizational Behavior“ den Best Paper with International Implications Award. Die Abteilung hat rund 6.000 Mitglieder aus 65 Ländern und verleiht anlässlich der AOM-Jahrestagung sechs Preise. Der Best Paper with International Implications Award wird für Arbeiten verliehen, die herausragende Erkenntnisse über Geschäfts- und Managementpraxis außerhalb der USA liefern.

Außerdem war die Studie als eine von fünf Finalisten für den prestigeträchtigen Carolyn Dexter Award nominiert, einen Preis, den die Academy of Management jährlich für den besten internationalen Forschungsbeitrag auslobt.

Fakten:

  • Der Best Paper with International Implications Award wird von der Abteilung Organizational Behavior jährlich für die beste Forschungsarbeit zu Geschäfts- und Managementpraxis außerhalb der USA verliehen.
  • Mit dem Preis ausgezeichnete Publikation (noch unveröffentlicht): David Dwertmann, Florian Kunze (2019): More than Meets the Eye: The Role of Migration Background for Social Identity Effects. Best Paper Proceedings der Academy of Management Conference.
  • Prof. Dr. Florian Kunze ist Professor für Organisational Studies am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaften der Universität Konstanz sowie Principal Investigator am Konstanzer Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“.
  • Dr. David Dwertmann ist Assistant Professor of Management an der Rutgers School of Business in Camden (New Jersey), USA.
  • Die Academy of Management wurde 1936 als wissenschaftliche Vereinigung für Organisations- und Managementforschung gegründet. Sie hat rund 20.000 Mitglieder und gibt an ihrem Sitz in New York mehrere renommierte Fachzeitschriften heraus.