Mobilisierung von Ungleichheiten: Vom Missstand zum Konflikt

Projektbeschreibung

Ziele und zentrale Forschungsfragen:

Um die Ursachen besser zu verstehen, die zu ethnisch motivierter Gewalt führen, untersuchen wir den kausalen Zusammenhang zwischen wahrgenommener Ungleichheit und gewaltsamer Mobilisierung. Wir entwickeln neue Ansätze, um zu messen, wie Gruppenmitglieder Ungleichheit wahrnehmen und wie Gruppeneliten Missstände konstruieren.

Der Hauptfokus liegt dabei auf der Art und Weise, in der strukturelle Ungleichheiten zu wahrgenommenen Ungleichheiten führen; auf der Rolle von ethnischen Mobilisierern und Organisationen; auf dem Mechanismus, durch den wahrgenommene Ungleichheit zu politischer Mobilisierung und letztlich einem Gewaltrisiko führt; sowie den sprachlichen Mitteln, die ethnische Eliten bei dieser Mobilisierung einsetzen.

Hintergrund:

Es wurde argumentiert, dass durch Ungleichheit verursachte Missstände eine zentrale Motivation für Konfliktverhalten darstellen. Strukturelle Ungleichheiten sind jedoch nicht gleichbedeutend mit Missständen. Vielmehr werden strukturelle Ungleichheiten in manchen Fällen als wichtig wahrgenommen, in anderen dagegen nicht. Es wird häufig angenommen, dass Gruppeneliten beim Framing ethnischer Fragen eine zentrale Rolle spielen; wie diese Eliten das jedoch tun, ist noch nicht empirisch untersucht worden.

Wir untersuchen empirisch, ob die Kommunikation der Eliten tatsächlich entscheidend für die Konstruktion von Missständen ist. Unser Ziel ist eine umfassendere Analyse des Zusammenhangs zwischen tatsächlicher Ungleichheit, wahrgenommener Ungleichheit und kollektiver Mobilisierung.

Methoden:

Das Projekt profitiert von unserem interdisziplinären Hintergrund und Ansatz. Es verbindet neue Datenerhebungen und die Entwicklung innovativer Techniken des Natural Language Processing (NLP) sowie Fallstudien von Prozessen ethnischer Mobilisierung in ausgewählten Ländern zur Untersuchung der Online-Kommunikation von Gruppen und deren zentralen Akteuren.

Wir erwarten neue Erkenntnisse bezüglich der allgemeinen Bedeutung von Ungleichheit in der Mobilisierung bis hin zu gewaltsamen Konflikten. Das Projekt bietet überdies eine Perspektive auf den Prozess, mit dem Ungleichheitsfragen in den Gruppendiskurs eintreten, und auf die Art und Weise, mit der politische Eliten sie für strategische Zwecke nutzen.

Beteiligte Fachrichtungen

Politikwissenschaft, Computational Linguistics

Aktiv seit

1. Oktober 2019

Project Partners

Manuel Vogt (University College London)

Manuel Vogt ist Associate Professor im Department of Political Science des University College London (UCL) und Autor des Buches "Mobilization and Conflict in Multiethnic States". Er wurde an der ETH Zürich in Politikwissenschaft promoviert und war anschließend Visiting Postdoctoral Research Associate an der Princeton University. Er verbrauchte auch zwei Monate als Gastwissenschaftler an der Universidad Andina Simón Bolívar in Quito, Ecuador, und zwei Laufzeiten als Amity Institute Intern an der Hamline University in St. Paul, MN.
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Karsten Donnay (Universität Zürich)

Karsten Donnay promovierte 2014 an der ETH Zürich im Bereich Computational Social Science mit Schwerpunkt Politikwissenschaften. Nach Forschungsaufenthalten als Postdoc am Graduate Institut in Genf und der Universität Maryland war er von 2016 bis 2020 Assistenzprofessor für Computational Social Science am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft der Universität Konstanz. Seit dem 1. April 2020 ist er Assistenzprofessor für Political Behavior and Digital Media am Institut für Politikwissenschaften und Teil der Digital Society Initiative der Universität Zürich.
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Literature

Ergebnisse

Lea Haiges and Christina Isabel Zuber. 2021. Movements, Parties and the Making of Indigenous Politics in Ecuador and Peru. Paper presented at the 2021 ECPR General Conference (virtual event).

Vorarbeiten

Cederman, Lars-Erik, Nils B. Weidmann and Kristian Skrede Gleditsch. 2011. “Horizontal inequalities and ethnonationalist civil war: A global comparison.” American Political Science Review 105(3):478–495.

Zuber, Christina I. and Edina Szöcsik. 2015. “Ethnic outbidding and nested competition. Explaining the extremism of ethnonational minority parties in Europe.” European Journal of Political Research 54 (4): 784–801.

Gold, Valentin, Mennatallah El Assady, Annette Hautli, Tina Bögel, Christian Rohrdantz, Miriam Butt, Katharina Holzinger, and Daniel Keim. 2017. Visual Linguistic Analysis of Political Discussions: Measuring Deliberative Quality. Digital Scholarship in the Humanities 32(1):141–158.